Wenig Spielraum bei Solarstrom-Preisen
Die Einspeisetarife für Solarstrom variieren in der Schweiz je nach Region stark. Meistens besteht ein Abnahmevertrag mit dem örtlichen Energieversorgungsunternehmen zu festgelegten Preisen. Wer die Vermarktung des Solarstroms in die eigenen Hände nehmen möchte, muss einigen Aufwand betreiben.
Die Schweiz erlebte in den letzten beiden Jahren einen regelrechten Boom beim Neubau von Solaranlagen. Mittlerweile decken sie rund sieben Prozent des jährlichen Schweizer Strombedarfs ab, sieben Mal mehr als noch vor zehn Jahren. Traditionelle Grossanlagen wie Wasserkraft- oder Atomkraftwerke haben somit Gesellschaft tausender kleinerer und mittlerer Stromproduzentinnen und -produzenten erhalten. Viele von ihnen beschäftigten sich vorher kaum mit Strompreisen, abgesehen von denen auf der Stromrechnung ihres Energieversorgers. Plötzlich müssen sich die Neueinsteigenden um Einspeisevergütungen oder Herkunftsnachweise (HKN) kümmern. Erstere ist der Tarif, den der Abnehmer für den ins Verteilnetz eingespeiste Solarstrom bezahlt. Also für den überschüssigen Strom, der nicht direkt vor Ort beispielsweise für eine Wärmepumpe oder für das Laden eines Elektrofahrzeugs verwertet wird. Zu den HKN lesen Sie mehr weiter unten. Viele Anlagen sind auf einen möglichst hohen Eigenverbrauch optimiert. Das Prinzip: Was von der eigenen Solaranlage bezogen wird, muss nicht beim Energieversorger eingekauft werden. Doch gerade in den sonnenreichen Sommermonaten entstehen trotz allem bedeutende Überschüsse von Solarstrom. Welche Möglichkeiten gibt es, um diesen zu einem möglichst guten Preis zu verkaufen?
Preisschwankungen oder Sicherheit
Mit dem Anschlussgesuch in der Planungsphase der Photovoltaik-Anlage wird üblicherweise das Vertragsverhältnis mit einem Abnehmer eingeleitet. Vor allem bei kleineren Anlagen ist das in der Regel immer noch das örtliche Energieversorgungsunternehmen, der für die Abnahme gesetzlich verpflichtet ist. Dieses offeriert eine meistens jährlich festgelegte Einspeisevergütung und kauft oft auch gerade die Herkunftsnachweise (HKN) ab.
Allerdings besteht für Letzteres keine Pflicht. Die Abnahmepreise für den Solarstrom variieren stark und liegen je nach Region und abhängig vom Abnehmer zwischen 4 und bis zu 30 Rappen pro Kilowattstunde (Übersicht: www.vese.ch/pvtarif). Zudem gibt es einige Stromunternehmen, welche sich nach dem Referenz-Marktpreis respektive der Strombörse SwissIX richten, was mit erheblichen Preisschwankungen verbunden ist. Lukrativ war dies im letzten Jahr mit den ausserordentlich hohen Strompreisen, als Folge von verschiedenen globalen Ereignissen. Wer sich damals geblendet von den hohen Preisen zu einem Wechsel vom örtlichen Abnehmer hinreissen liess, stellt inzwischen aber ernüchtert fest, dass die Börsenpreise tief gefallen sind. Investitionssicherheit sieht anders aus. Je nach Anlagengrösse rechnet der Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE) mit Gestehungskosten von zwischen 10 und 18 Rappen pro Kilowattstunde. Rückliefertarife von unter 10 Rappen reichen für die Amortisierung einer Anlage nicht aus.
Vermarkung der Herkunftsnachweise
Oft sind die realen Möglichkeiten der eigenen Solarstromvermarktung für kleinere Anlagenbetreibende gering, da nur wenige Stromversorgungsunternehmen überhaupt Solarstrom von ausserhalb ihres Liefergebietes abnehmen. Die HKN sind aber frei handelbar. Die akkreditierte Zertifizierungsstelle Pronovo stellt diese in der Schweiz aus und garantiert so die Herkunft des erzeugten Stroms. Es kann nur so viel Solarstrom mit HKN vermarktet werden, wie tatsächlich verfügbar sind. Solarstrombörsen (z.B. www.oekostromboerse.ch) kaufen HKN auf, allerdings nur so viele, wie sie wieder an Abnehmer weiterverkaufen können. Die Nachfrage ist gering, die Preise liegen deshalb im tiefen einstelligen Rappenbereich. Der dafür nötige administrative Aufwand lohnt sich für gerade für kleinere Solarstrommengen kaum. Für die meisten Anlagenbetreiber ist es deshalb zurzeit oft immer noch die beste Lösung, wenn der Abnehmer des Solarstroms gleich noch die HKN übernimmt.